Was sind Stolpersteine?
Stolpersteine sind kleine Gedenksteine aus Beton mit einer Messingplatte, die vor den letzten freiwilligen Wohnorten von NS-Opfern in den Bürgersteig eingelassen werden. Jeder Stein trägt den Namen, das Geburtsdatum und das Schicksal eines einzelnen Menschen.
Die Idee stammt von Gunter Demnig, der das Projekt 1993 ins Leben rief. Für den Kölner Künstler ist das Verlegen der Stolpersteine in Deutschland (seit 1995) und europaweit (seit 2006) zum Lebenswerk geworden. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden: Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle und Opfer der Euthanasie.
Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. zitiert Künstler Gunter Demnig den Talmud, das wohl bedeutendste Schriftwerk des Judentums.
Stolpersteine in Haltern am See
In der Seestadt sind es 7 Häuser und 12 Steine, die an deportierte Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern, von denen nur einer, der heutige Ehrenbürger von Haltern am See, Alexander Lebenstein, den Holocaust überlebt hatte.
11 Steine befinden sich im Bereich Haltern-Mitte und ein Stein im Ortsteil Lavesum.
Verlegeorte der Stolpersteine
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Wohnhaus der Familie Kleeberg
Stein für Jeanette Kleeberg geb. Gottschalk
geb. am 17.01.1885 in Hemer
20.01.1942 aus Haltern deportiert
verschollen in Riga -
Wohnhaus und Metzgerei der Familie Lebenstein
Stein für Nathan Lebenstein
geb. am 21.04.1880 in Haltern
20.01.1942 aus Haltern deportiert
23.02.1942 in Riga ermordet
Stein für Charlotte Lebenstein geb. Josephs
geb. am 18.09.1884 in Jever
20.01.1942 aus Haltern deportiert
Verschollen in Auschwitz
Stein für Alexander Lebenstein
geb. am 03.11.1927 in Haltern
20.01.1942 aus Haltern nach Riga deportiert, später (1944) im KZ Stutthof und Burggraben bei Danzig, dort Befreiung durch die Rote Armee
- 1947 nach USA ausgewandert und lebte bis zu seinem Tod in Richmond VA
- 1995 erster Besuch der Stadt Haltern aufgrund einer Einladung durch Schüler des Hans-Böckler-Berufskollegs, es entstehen enge
- Kontakte zur Realschule, die 2003 auf dem Schulgelände den Waggon als Ort gegen das Vergessen aufstellt
- 04. Juni 2008 Ehrenbürger der Stadt Haltern am See
- 06. Juni 2008 die Realschule erhält den Namen Alexander-Lebenstein-Realschule
- Herr Lebenstein starb am 28. Januar 2010 in Richmond VA in den USA
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Wohnhaus der Familie Cohn
Stein für Hermann Cohn
geb. am 25.06.1873 in Fedderwarden Kreis Jever
20.01.1942 aus Haltern deportiert
ermordet
Nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die verbliebenen Halterner Juden im Haus Münsterstraße 28 zwangsweise zusammengelegt. -
Wohnhaus der Familie Meyer
Stein für Rosalie Meyer geb. Hertz
geb. 1874
1939 nach Coesfeld verzogen
von dort im Januar 1942 deportiert
in Auschwitz ermordet -
Wohnhaus der Familie Daniel
Stein für Heinrich Daniel
geb. am 20.08.1888 in Koblenz
1940 nach Dortmund verzogen
von dort im Januar 1942 deportiert
ermordet in Auschwitz
Stein für Ella Daniel geb. Hayum
geb. am 03.09.1894 in Haltern
1940 nach Dortmund verzogen
von dort im Januar 1942 deportiert
ermordet in Auschwitz
Stein für Hanna Lore Daniel
geb. am 11.05.1928 in Haltern
1940 nach Dortmund verzogen
von dort im Januar 1942 deportiert
ermordet in Auschwitz
Im Erdgeschoss des Hauses Rekumer Straße 5 befand sich bis 1892 die israelitische Schule. Danach besuchten die Kinder wahlweise die evangelische oder katholische Volksschule. Hinter dem Haus und nur durch einen schmalen Weg zwischen dem Haus Daniel und dem Nachbarhaus zugängig lag die Synagoge. In der Pogromnacht 1938 wurde sie derart demoliert, dass sie anschließend baufällig war. Vollends zerstört wurde sie durch Bomben im März 1945. -
Wohnhaus der Familie Peters
Stein für Bernhard Leo Peters
geboren am 30.04.1912
erkrankte mit 20 Jahren an Epilepsie
1938 wurde er zwangssterilisiert
Am 25.10.1943 in Hadamar ermordert
Historie der Stolpersteine in Haltern am See
- Juni 2003: Die Grünen-Ratsfrau Maaike Thomas schlägt Bürgermeister Josef Schmergal die Verlegung von Stolpersteinen vor.
- Juli 2003: Formeller Antrag der Grünen. Das Stadtarchiv recherchiert eine Liste der jüdischen Bürger Halterns in den 30er Jahren (29 Personen an 20 Wohnorten werden ermittelt).
- Oktober – Dezember 2003:
Politische Beratung in Ausschüssen. Es wird beschlossen:- Zustimmung der Hausbesitzer einholen
- Liste auf tatsächlich aus Haltern Deportierte beschränken
- Februar – Juni 2004:
- Große öffentliche Resonanz in der Presse
- Informationsveranstaltung mit Gunter Demnig im Rathaus
- Endgültiger Beschluss: 11 Personen an 6 Wohnorten sollen durch Stolpersteine geehrt werden
- Februar 2005: Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig in Haltern am See. Die Finanzierung erfolgt vollständig privat, mit Unterstützung von Schulen, Parteien und Bürgern.
- Juni 2020: Verlegung eines 12. Stolpersteins im Ortsteil Lavesum in Gedenken an Bernhard Leo Peters.
- Alljährlich zum Holocaustgedenktag am 27. Januar gehen die Zehntklässler der Alexander-Lebenstein-Realschule eine Reihe der Stolpersteine ab und gedenken der jüdischen Bürger.
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Stadtarchiv
Gregor Husmann
Rochfordstraße 1
45721 Haltern am See
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