Aktuelles Haltern am See
11. Dezember 2019 Stadtarchivar Gregor Husmann hat eine neue Schrift erstellt, die ab Donnerstag, 12. Dezember, für 3,50 Euro in der Stadtagentur am Markt erhältlich ist. Zusammen mit Bürgermeister Bodo Klimpel, Kämmerer Dirk Meussen und Fachbereichsleiter Jürgen Schröder stellte Husmann am Mittwoch das Heft „Halterner Industriegeschichte(n) Bd. 4: Vom Projekt der Ätherfabrik Still zum Technikum: Grundlagen eines Weltunternehmens vor Ort“ vor.
Schon der Vorgängerband der Industriegeschichte hätte sich mit der Fa. Still in Recklinghausen und Haltern an der Annabergstraße beschäftigen sollen, erklärte Gregor Husmann. „Bei der Sichtung des Archivmaterials stellte sich jedoch heraus, dass an der Stelle der Stillschen Industrieansiedlung im frühen 20. Jahrhundert bereits ein anderer Betrieb einen kurzzeitigen, aber nicht erfolgreichen Versuch einer Chemiefabrikgründung gemacht hatte.“
Auf diese Vorgeschichte wird in der Einleitung des neuen Bandes aufgrund des Zusammenhangs noch einmal eingegangen. Denn die Chemiefabrik Callenberg hatte am Ende keinen längerfristigen Bestand. Das machte die Übernahme des Standortes in Haltern durch das Stillsche Unternehmen erst möglich, was weitreichende - und sehr positive - Folgen für dasselbe hatte. Der Archivar erläutert, dass die Aktivitäten der Fa. Still in Haltern mit der Projektentwicklung einer Ätherfabrik begonnen haben.
Für das Genehmigungsverfahren konnten bisher unbekannte Aktenstücke im Landesarchiv NRW in Münster aufgefunden werden. Auch wenn das Projekt nicht verwirklicht wurde, sind die Fragen nach möglichen Beweggründen des Baus einer Ätherfabrik in Haltern und nach dem Verwendungszweck der Ätherfabrikation von Interesse. Langfristig wichtig wurde für das Unternehmen und für Haltern jedoch, dass sich die Fa. Still durch diese Projektentwicklung den Standort Haltern für seinen eigentlichen Kernzweck, den Bau von Kokereien, sichern konnte.
Die Stadt Haltern am See verfügt über einige Akten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 60er Jahre. Daraus geht hervor, wie wichtig der Standort Haltern neben dem Still-Hauptsitz in Recklinghausen zunächst für den Wiederaufbau der Kokereien im Ruhrgebiet wurde. Der weitere Ausbau des Halterner Betriebsgeländes zeigt aber auch, dass dieses nach der Wiederaufbauphase in Deutschland für die internationalen und weltweiten Aktivitäten der Fa. Still im Aufbau von Kokereien wichtig wurde.
Besonders wegen seines direkten Eisenbahnanschlusses und wegen des Aufbaus eines neuen Technikums- und Laborbetriebes, indem vieles selbst ausprobiert werden konnte und dann zur Montage im Ausland direkt verschickt werden konnte, war der Standort Haltern für das Gesamtunternehmen immer bedeutsamer geworden.
„Dies als Erfolg des Unternehmens herauszuarbeiten, und sich den Stellenwert des Halterner Standortes dafür einmal näher anzusehen war der Mühe wert, denn diese Sichtweise war bisher außer bei ehemaligen Mitarbeitern der Fa. nicht so im Bewusstsein verankert“, ist Gregor Husmann überzeugt.